
Filmografie
2014 DIE SCHÜLER DER MADAME ANNE
2012 WILLKOMMEN IN DER BRETAGNE
2010 MEINE ERSTE LIEBE
Trailer
Der Film
Die Regisseurin
Marie-Castille Mention-Schaar
Cast & Crew
Ariane Ascaride
in der Rolle der Madame Anne
Ahmed Dramé
Drehbuchautor und in der Rolle von Malik
Cast
Crew
Interviews
Interview mit Marie-Castille Mention-Schaar
Regisseurin
Wie haben Sie Ahmed Dramé kennengelernt, der am Drehbuch mitgewirkt hat, der aber auch im Film mitspielt und sogar der Grund seiner Entstehung ist?
Ich mag die Geschichte unseres Kennenlernens sehr, da es zum einen durch Zufall und zum anderen durch Ahmeds Beharrlichkeit zustande gekommen ist. Ahmed, ein Zwölftklässler des Léon Blum Gymnasiums, hat meinen ersten Film MEINE ERSTE LIEBE 2012 im Kino gesehen. Daraufhin hat er mir eine E-Mail geschrieben und einfach gefragt, ob ich einen 60-seitigen Drehbuchentwurf, den er geschrieben hat, lesen würde. In diesem Drehbuch ging es um den Wunsch eines neuen Lehrers, seine Schüler mit der Teilnahme an einem Geschichtswettbewerb zu motivieren. Gleich bei unserem ersten Treffen wollte ich wissen, woher die Idee des Wettbewerbs kam. Und so fand ich heraus, dass sowohl Ahmeds Leben als auch das seiner Mitschüler sich total verändert hatte, nachdem sie den „Nationalen Wettbewerb zum Widerstand und zur Deportation“ gewonnen hatten. Ich kannte diesen Wettbewerb nicht, aber ich habe gespürt, wie sehr diese gemeinsame Erfahrung ihn verändert hat. Ich wollte sofort einen Film darüber machen.
Haben Sie ihm das gesagt?
Na klar. Ich habe ihm gesagt, dass alles, was er erzählt, zugleich erschütternd und sehr beeindruckend sei. Der Werdegang dieses jungen Mannes hat mich sehr berührt. Er schien die allgemein vorherrschende Miesmacherei und die für sein Alter typische Null-Bock-Mentalität nicht mehr hinnehmen zu wollen. Und beim nächsten Treffen haben wir seine Lehrerin Madame Anglès angerufen. Sie war sehr überrascht darüber, dass dieses eine Schuljahr für einen ihrer Schüler so wichtig war. Wir haben sogleich mit dem Schreiben des Drehbuchs begonnen.
Wie schafft es Madame Anne genau wie die Lehrerin Anne Anglès, die Schüler in ihren Bann zu ziehen und sich Gehör zu verschaffen?
Um es besser verstehen zu können, habe ich den Unterricht von Anne Anglès im Léon Blum Gymnasium besucht. Ich war sehr von ihrer wohlwollenden Autorität beeindruckt, die gegenseitigen Respekt hervorruft. Sie schaffte es jedes Mal, die Schüler dorthin zu bringen, wo sie sich selbst nicht gesehen hätten. Ich habe verschiedene Kurse besucht, an verschiedenen Gymnasien, um besser zu verstehen, was eine 11. Klasse heutzutage ausmacht. Meistens versucht der Lehrer, ein leichtes Stimmengewirr zu übertönen und mit den Schülern zu sprechen, im Rhythmus des Vibrierens ihrer Handys. Die Stimme des Lehrers ist nur ein Element von vielen, komplett abgetrennt, und sein Diskurs hat keinerlei Verbindung zu den Schülern.
Das mag sein, aber der Film zeigt doch das Gegenteil: Jugendliche, die plötzlich entdecken, dass eine Geschichte, die sie für Archäologie oder eine ideologische Provokation gehalten haben, sie selbst betrifft.
Ja, es ist ein optimistischer Film, und er wird noch optimistischer, weil die Geschichte wahr ist und weil er beweist, dass es möglich ist, selbst die störrischsten Schüler zu begeistern, wenn man sie ins Zentrum des pädagogischen Prozesses stellt. Die Schüler fangen an, sich für den Wettbewerb zu interessieren, als sie aktiv daran teilnehmen. Der Schlüsselmoment ist die Begegnung mit einem Zeitzeugen: Léon Zyguel, der als Jugendlicher deportiert wurde. Dieses Treffen, bei dem man der verkörperten Geschichte gegenübersteht, ist für alle Schüler, die diesen Wettbewerb vorbereiten, entscheidend. So ging es auch den Schülern des Films. Mir war die Präsenz von Léon Zyguel sehr wichtig, der ja nach Créteil kam in dem Jahr, in dem Ahmed den Wettbewerb vorbereitete. Doch er ist ein vielbeschäftigter Mann, und ich musste ihm lange hinterherlaufen, bis er einwilligte. Er war der Fiktion gegenüber misstrauisch. Ich habe meinen Schauspielern nur eine Anweisung gegeben: sie sollten vergessen, dass wir einen Film drehen. Sie sollten Léon zuhören und die Reise in seine Vergangenheit antreten.
Madame Anne wird von der wunderbaren Ariane Ascaride gespielt. Wie haben Sie sie ausgewählt?
Bei unserem ersten Treffen ist mir ihr Engagement für die Verteidigung von bestimmten Werten aufgefallen. Ihre Art vom Drehbuch zu sprechen, unterschied sich grundlegend von der einfachen Lektüre einer Schauspielerin. Zu mir sprach eine engagierte Bürgerin, die Tochter von Widerstandskämpfern und es war sehr bewegend. Ariane hat die gleiche Energie, die gleiche Vitalität wie Anne Anglès.
Interview mit Ariane Ascaride
Darstellerin der Madame Anne
Was hat Ihnen die Rolle der Lehrerin über sich selbst beigebracht?
Es war eine gute Lehrstunde in Bescheidenheit. Ich stand zum ersten Mal vor einer Klasse: 23 Kinder, die nicht wussten, wer ich war, und die mich mehr als Lehrerin denn als Schauspielerin ansahen. Ich kam mir ganz klein vor. Sie kamen von überall her, aber ein paar waren tatsächlich Schüler des Léon Blum Gymnasiums in Créteil. Ich wusste zwar, dass der Beruf des Lehrers viel Mut verlangt, aber es am eigenen Leib zu erfahren, ist etwas ganz anderes. Es ist aber auch einer der unglaublichsten Berufe, die es gibt. Die Verbindung, die mit den Schülern entstehen kann, ist das Schönste, was man erleben kann. Wenn man als Schauspielerin eine Lehrerin vor ihren Schülern spielt, baut man diese Vertrauensbeziehung ebenso auf. Wir haben angefangen miteinander zu sprechen, miteinander zu spielen. Das ist auch das, was mir am besten gefällt, wenn ich den Film heute anschaue: die Echtheit der Jugendlichen.
Wie verlief der Dreh?
Der Zusammenhalt kam durch das Drehbuch. Die Wirklichkeit der Geschichte entlud sich, und wir haben sehr schnell vergessen, dass es sich um eine Fiktion handelte. Was die Gruppe wirklich zusammengebracht hat, ist Léon Zyguel. Als der Zeitzeuge da war, fand eine Wandlung statt. Jugendliche, die bislang nur kamen, um einen Film zu drehen, sich zu amüsieren oder ein bisschen Geld zu verdienen, haben sich plötzlich als Verantwortungsträger gesehen. Als ich die Szene auf der Leinwand gesehen habe, hat mich das sehr bewegt. Niemand hat gespielt.
Warum schafft es Anne Gueguen diese Klasse zu gewinnen, obwohl die Vertretungslehrerin kläglich scheitert?
Vor einer Klasse zu stehen ist wie einer Welle gegenüber zu stehen, deren Bewegungen man nicht komplett unter Kontrolle hat. Die Vertretungslehrerin lässt sich überrollen. Sie zeigt ihnen ihre Angst. Die Schüler sind sehr intuitiv und greifen ihre Angst auf. Wenn man unterrichtet, braucht man unglaublich viel Schlagfertigkeit, um den Schülern gegenüber das richtige Verhalten an den Tag legen zu können. Das Geheimnis meiner Figur ist, dass sie den Schülern konstant zeigt, dass sie sie respektiert. Sie sagt ihnen ja auch, dass sie mehr Vertrauen in sie hat, als die Schüler in sich selbst.
Sie bewundern sie nicht nur, Sie scheinen auch eine große Zuneigung zu Lehrern zu haben. Woher kommt das?
Ich kenne niemanden, der sich nicht gerne an gewisse Lehrer erinnert. Selbst heute und trotz all der Abwertung dieses Berufes sind sie es doch, die die Macht haben, das Leben von jungen Menschen zu verändern, zum Guten sowie zum Schlechten. Auf sie können sich die Kinder ihr Leben lang berufen. Ich habe Anne Anglès, die Lehrerin, die ich spiele, kennengelernt. Ich habe verstanden, woher ihre Aura kommt. Sie hat eine beeindruckende Charakterfestigkeit. Sie zeigt den Schülern, dass sie nicht da ist, um sie zu bestrafen. Anne Anglès schafft es, ihnen wieder Vertrauen in sich selbst zu geben und sich als volle Persönlichkeiten wahrzunehmen, und nicht nur als Spielzeug von Gruppenkonformismus. Was diese Lehrerin und der Film zeigen, ist, dass man Menschen immer nach oben ziehen kann. Wenn man denn Lust dazu hat. Ich denke, dass es viel weniger unmotivierte Lehrer gibt, als man so sagt. Die Schulzeit ist die Zeit, in der wir außerhalb der Familie atmen können.
Wie hat Marie-Castille Mention-Schaar Sie vor den Kindern angeleitet?
Sie flüsterte mir oft ins Ohr. Was ihr wichtig war, war die Authentizität meiner Arbeit. Sie ist hartnäckig. Sie gibt nie auf. Der Film war ganz besonders wichtig für sie. Ich bin sehr stolz, bei diesem Film mitgespielt zu haben. Und auch sehr stolz, ihn mit ihr und den Schülern gemeinsam gemacht zu haben. Der Dreh war sehr schnell zu mehr als nur der Arbeit an einem Film geworden. Es wurde zum Abenteuer. Seitdem fehlen mir die Schüler.
Interview mit Ahmed Dramé
Drehbuchautor und Darsteller von Malik
Sie haben an dem Film mitgeschrieben und Sie spielen einen der Schüler. Können Sie uns etwas mehr über diese Erfahrung erzählen?
Ich war 2009 Schüler der 11. Klasse, ich habe diese Geschichte selbst erlebt. Die Teilnahme an dem „Nationalen Wettbewerb zum Widerstand und zur Deportation“ hat mein Leben verändert, genauso wie das der anderen Schüler. Trotz meiner recht guten Noten hatten die Lehrer in der 10. Klasse entschieden, dass ich das Abitur sowieso nicht schaffen würde, so wie das oft der Fall ist, wenn man nicht aus einem privilegierten sozialen Umfeld kommt. Die Begegnung mit unserer Geschichtslehrerin Madame Anglès, die gleichzeitig auch unsere Klassenlehrerin war, war grundlegend. Sie war sehr bestimmt, und es hat Spaß gemacht, ihr zuzuhören. Als ihre Mutter starb, nahm sie einen Monat Urlaub. In dieser Zeit haben wir uns aufgewiegelt. Wir wurden ständig bestraft. Wir waren die schlimmste 11. Klasse, die „schwarzen Schafe“ des Gymnasiums. Als Madame Anglès zurückkam, hat sie uns den Wettbewerb vorgeschlagen, anstelle uns weiter abstürzen zu lassen, obwohl der Schuldirektor dagegen war.
Was hat diese Teilnahme ausgelöst?
Es war das erste Mal, dass wir wirklich als Gruppe zusammengearbeitet haben. Es gab Momente der Mutlosigkeit. Unsere Lehrerin sagte sogar einmal, dass sie sich wohl in uns geirrt hätte. Wir haben uns gegenseitig des Ideenraubs beschuldigt, wir verstanden nicht, dass wir alle auf das gleiche Ziel hinarbeiteten. Der Auslöser war die Begegnung mit Léon Zyguel, als er uns von seinem Leben in den Lagern erzählte und von seiner Festnahme, da war er so alt wie wir. Es gab wirklich ein Vorher und ein Nachher. Wenn man seine Worte hört, dann gibt es keine Entschuldigungen mehr dafür, nicht zu arbeiten und sich zu beklagen.
Hat der Wettbewerb die Zukunft der Klasse tiefgründig verändert?
Die meisten von uns waren schlechte und unerträgliche Schüler. Wir wurden zu motivierten Schülern. Als wir in die 12. Klasse kamen, hatten wir Vertrauen in uns. Wir hatten gelernt zu arbeiten. Und es zu mögen.
Sie sind das lebende Beispiel, denn ein paar Jahre später begannen Sie ein Drehbuch zu schreiben. Woher kam die Lust zu schreiben?
Nach dem Erfolg des Wettbewerbs habe ich mich zu vielem fähig gefühlt. Ich fing an, an verschiedenen Castings teilzunehmen, Absagen zu erhalten, bis ich eine Rolle in LES PETITS PRINCES bekam, mit Eddy Mitchell. Da sagte ich zu mir selbst: Ahmed, warum schreibst du nicht deinen eigenen Film? Zuerst habe ich das Drehbuch nur für mich geschrieben, als eine Art Herausforderung. Je weiter ich kam, um so mehr dachte ich mir, dass es gut sein könnte, eine professionelle Meinung zu hören. Ich bekam höfliche Absagen. Gerade hatte ich MEINE ERSTE LIEBE von Marie-Castille Mention-Schaar gesehen und habe alles getan, um an ihre E-Mail-Adresse zu kommen. Beim ersten Treffen hat sie mich zwei Stunden über mich sprechen lassen. Sie stellte Fragen über die Geschichte, die ich ihr geschickt hatte. Am Ende fragte sie mich: „Sag mir, was ich für dich machen soll. Soll ich deinen Film produzieren? Willst du, dass ich dir helfe, ihn umzuschreiben? Willst du, dass ich die Regie mache?“ Es hat mich vom Hocker gehauen, dass mein Traum Wirklichkeit werden sollte. Keiner im Gymnasium wusste etwas von meinem Projekt. Das Drehbuch und die Vorbereitung des Drehs waren für mich eine schöne Revanche an den Lehrern und dem Direktor, die Vorurteile gegenüber unserer Klasse hegten. Ich bin sehr stolz, meine Mitschüler und Madame Anglès mit diesem Film würdigen zu können.
Wie war Ihre Beziehung zu Marie-Castille Mention-Schaar und Ariane Ascaride?
Marie-Castille ist heute für mich wie meine zweite Mutter. Was Ariane Ascaride angeht, habe ich geweint, als sie ging. Während des gesamten Drehs hatten wir vergessen, dass es sich um eine Schauspielerin handelt, wir sahen nur die Lehrerin in ihr. An manchen Tagen waren die Schüler unerträglich, und Ariane hat sie genau wie eine Lehrerin zur Ruhe angemahnt. Keiner traute sich, sich mit ihr anzulegen.
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